Informationen über Einfärben von Beton
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Betontechnologische Entwicklungen haben dazu
geführt, daß heute Festigkeiten
> B 100
zielsicher ausgeführt werden
können. Architekturen
verlangen nach schlankeren Querschnitten
und größeren Spannweiten, wo
insbesondere
die statischen Eigenschaften
des Betons gefordert
sind. Betrachtet man die Umwelt
mit offenen
Augen, stellt man fest, daß,
angefangen über
Autos, Kleidung, Frisuren, Möbel
- diese
Kette ließe sich noch weiter
spannen - die
Farbigkeit deutlich zugenommen
hat.
Diese Farbigkeit wird nun auch
von den Baustoffen
gefordert, und so sind schon
längst blaue
und rosafarbene Edelputzfassaden,
sowie grüne
und blaue Dachsteine keine Seltenheit
mehr.
Neben den bekannt guten statischen
Funktionen
des Betons wird mehr und mehr
auch eine ästhetische
Dimension dieses Baustoffes verlangt.
Gerade
unter dem Gesichtspunkt des „Corporate-Designs",
also einer hinsichtlich der Gestaltung
abgestimmten
Architektur, werden Forderungen
und Wünsche
der Architekten an uns herangetragen,
die
Fassade, den Belag, Bauteile
und Betonwaren
nach individuellen Vorgaben entsprechend
zu gestalten.
Um dem jeweiligen Bauteil das
gewünschte
Gesicht zu geben, gibt es nun
verschiedene
Möglichkeiten, die im folgenden
ansatzweise
behandelt werden. Wir unterscheiden
zunächst
die Betonoberflächen hinsichtlich
ihrer Beschaffenheit,
denn bei unbearbeiteten Oberflächen
beeinflußt
die äußere erhärtete Zementsteinschicht
die
farbliche Wirkung, bei bearbeiteten
Oberflächen
wird beispielsweise durch Feinwaschen
oder
Schleifen diese Zementsteinschicht
abgetragen.
Die farbliche Wirkung basiert
dann auf dem
Zusammenspiel der freigelegten
Zuschlagstoffe
und des Zementsteins.
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Farbiger Beton durch farbige Zuschläge
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Beton besteht zu 80% aus Zuschlägen, womit
schon deutlich wird, welche Bedeutung
diesen
Materialien zukommt. Die Natur
liefert uns
die meisten Zuschläge für den
Beton, sie
werden aus Flüssen oder Kiesgruben
als rundes
oder abgerundetes Material gewonnen.
Aus
Steinbrüchen kommen zerkleinerte,
somit gebrochene
Zuschläge, oft auch als gewaschenes
Material.
Unabhängig ob rundes oder splittiges
Material,
unterscheiden wir zwischen den
Feinststoffen
und den gröberen Kornfraktionen,
denn hiervon
hängen spätere Einflüsse der
Farbe des Betons
ab. So sind die Mehlkorn- und
Feinstsandteile
< £ 0,25 mm für die farbliche
Wirkung
von besonderer Bedeutung.
Bedingt durch die verschiedenen Verdichtungsverfahren,
wie z.B. Stampfen, Rütteln, Pressen, Vakuumieren,
führt der Verdichtungsvorgang zu einer Sedimentation,
so daß sich die Feinstanteile an den Seiten
absetzen und zu Zementstein erhärten. Die
DIN 18 500 gibt eine Fülle von Hinweisen
zu Bearbeitungstechniken, mit denen diese
Zementsteinschicht bearbeitet bzw. abgetragen
werden kann, um hierdurch besondere ästhetische
Farbeffekte zu erzielen.
Die Farbpalette der Zuschläge reicht von
weiß
über rot grün und blau bis hin zu schwarz.
So haben sich im Bereich von
Bodenbelägen
im Innenbereich, sowie in der
edlen Fassadengestaltung
das Feinschleifen und Polieren
der Oberflächen
durchgesetzt, auch als „Meister-Propper-Effekt"
bezeichnet. Vor allen Dingen
bei größeren
Aufträgen (Sichtbetonfassaden,
Sonderanfertigungen)
ist darauf zu achten, daß nur
ein Material
aus einem Bruch und einer Ausbaustelle
für
das Objekt verwendet wird, denn
die Natur
ist wechselhaft, und so können
durchaus Aderungen
die Gesteinsvorkommen durchziehen
und ungewollte
Färbungen mit sich bringen.
Die Wirkungsweise der farbigen
Gesteine hängt
im besonderen Maße von der Umgebung
ab, in
die sie eingebettet sind, dem
Zementstein.
So, wie Möbel im Haus oder auch
Schmuckstücke
in einer Auslage, benötigen auch
farbige
Zuschläge ein Kontrastspektrum,
damit die
farblich wirkungsvoll entfaltet
werden kann.
Dieses wird in der Regel durch
die Verwendung
von Weißzement erzeugt, denn
die Eigenfarbe
des Zements beeinflußt maßgeblich
die Farbe
des Zementsteins. Stellt man
sich eine Farbskala
vor, wobei 0 = schwarz und 100
= schneeweiß
repräsentieren, so liegt beispielsweise
Dyckerhoff
Weiss bei 85, die im Bundesgebiet
verfügbaren
Grauzemente liegen in der Regel
zwischen
30 und 40 auf dieser Skala.
Die Farbe des Zementes wird bestimmt
durch
Rohstoffe und Verfahrenstechnik.
So erreicht
man bei Weißzement durch eine
besondere Rohstoffauswahl
(niedriger Eisenoxidgehalt) sowie
ein besonderes
Ofenkonzept (Brennstoffe, Kühlung)
und schlußendlich
ein besonderes Mahlkonzept (hochlegierte
Stähle, Panzerungen), daß letztlich
ein weißer
Portlandzement entsteht. Hinsichtlich
der
Tauglichkeit der Zuschläge ist
insbesondere
auf Frostbeständigkeit (Außenbereich,
siehe
auch DIN 18 500), sowie auf Verunreinigungen
zu achten. Schon so mancher Bauherr
hat durch
Einschlüsse von Pyrit später
an der Fassade
oder im Bodenbelag eine rostige
Überraschung
erlebt.
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Die Rolle der Pigmente
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Wie schon beschrieben, bestimmt zunächst
die äußere Zementsteinschicht die optische
Wirkung einer Oberfläche, und sofern die
unbearbeitete Struktur gewollt und angenehm
ist, kann man beispielsweise durch Zugabe
von Pigmenten in die Betonmischung den Farbton
aussteuern. Pigmente sind je nach Farbton
ca. 10- bis 20-mal feiner als Zement und
erreichen dadurch eine erheblich größere
spezifische Oberfläche, weshalb oft nur geringe
Zugaben von Pigmenten erforderlich sind,
um eine ansprechende farbliche Wirkung zu
erzeugen. Pigmente sind überwiegend synthetische,
anorganische Eisenoxidpigmente, so wie Kobaltblau
und Chromoxidgrün. Die Industrie ist in der
Lage, eine Fülle von Farbtönen auch als Nuancen
anzubieten. Vielerorts verfügen die Firmen
über Farbdosieranlagen, wo mit Hilfe der
vier Basisfarben schwarz, gelb, rot und weiß
(mit Ausnahme von blau und grün) nahezu jeder
Zwischenfarbton reproduzierbar hergestellt
werden kann.
Beispielhafte Pigmentfarbtöne
in
gebrochenen Mörtelprobekörpern.
Grundsätzlich gibt es die Lieferform als
Pulver, als Flüssigfarbe und zunehmend auch
als Granulat. Die für jeden Betrieb „richtige"
Pigmentart richtet sich nach Kriterien wie
Gesamtfarbbedarf, Maschinenausstattung, Farbpalette
sowie Lieferprogramm. So ist beispielsweise
bei sehr geringem Farbbedarf von der Verwendung
von Flüssigfarben abzuraten, da diese nach
langer Standzeit oder auch bei ungünstigen
Klimaverhältnissen (Sommer/Winter) eindicken
und hierdurch Farbunterschiede erzeugt werden.
Hier ermöglicht der Einsatz von
Farbgranulaten
eine saubere und vor allem genaue
Anwendung,
denn im Gegensatz zu der bedingten
Fließfähigkeit
von Flüssigfarbe lassen sich
dabei auch Kleinstmengen
exakt von Hand dosieren. Grundsätzlich
ist
darauf zu achten, daß alle Pigmente
die Anforderungen
der DIN 53 237 erfüllen. Hierdurch
ist insbesondere
die Alkalibeständigkeit (Zement)
sowie Lichtechtheit
gewährleistet. Im Wilhelm Dyckerhoff
Institut
für Baustofftechnologie wurden
marktgängige
Pigmente hinsichtlich ihrer betontechnologischen
Auswirkungen untersucht, wobei
gerade die
Auswirkungen auf den w/z-Wert
und die Festigkeiten
überprüft wurden, wie im Diagramm
zu erkennen
ist.
Natürlich beeinflußt die Pigmentzugabe die
Rezepturkosten. So sind beispielsweise die
Farbtöne schwarz, braun, rot und gelb wesentlich
preiswerter als ein chromoxidgrün oder ein
kobaltblau. Man sollte sich daher bereits
im Vorfeld bei der Kalkulation Gedanken darüber
machen, welche Pigmentierkosten in die Betonrezeptur
einzurechnen sind. Von vermeintlich preiswerteren
Pigment-Alternativen ist in vielen Fällen
abzuraten. In der Vergangenheit wurde z.B.
das Blaupigment Ultramarin in Betonrezepturen
eingesetzt, im Laufe der Zeit verblaßt jedoch
die Farbe und wird nahezu weiß, denn dieses
Pigment ist wegen fehlender Alkalibeständigkeit
nicht für die Einfärbung von Betonwaren geeignet.
Ebenso sind Gemische aus preiswerten und
teuren Pigmenten nur halbherzige Lösungen.
Sie führen später zu Beanstandungen, unangenehmen
Gesprächen mit dem Bauherrn und verursachen
nachträgliche Kosten.
Die Wünsche der Planer und Bauherren nach
Farbigkeit nehmen zu, so daß sich auch das
Betonwerksteinhandwerk/Industrie darauf einstellen
muß. Viele Industriebetriebe verfügen bereits
über programmgesteuerte Farbdosiergeräte,
die mit dazu beitragen, daß eine Platte der
anderen gleicht. Handelt es sich um Sondermuster,
sind natürlich im Vorfeld entsprechende Farbmuster
mit der gewünschten Oberflächenausführung
herzustellen und nach Freigabe als Standard
festzulegen. Bei einer späteren Abnahme wird
dieser Standard als Beurteilungskriterium
herangezogen.
Bewährt hat sich in der Praxis, die Pigmente
auf die Zuschläge aufzugeben, nach einer
ausreichenden Mischzeit von etwa 20 Sekunden
den Zement in den Mischer zu bringen und
dann nach etwa 30 Sekunden das Wasser hinzugegeben,
hierdurch wird sichergestellt, daß die Pigmente
zunächst von den trockenen Zuschlägen aufdispergiert
werden. Die Scherkräfte sind in dieser Phase
der Mischung am größten und gewährleisten
eine optimale Farbausbeute des Pigmentes.
Durch das Zugeben von Bindemitteln, gegebenenfalls
auch Füllstoffen, wird die Mischung geschmeidiger,
die Scherenergie nimmt ab, wodurch je nach
Pigmenttyp nicht die volle Farbkraft erreicht
werden kann. Auch besteht die Gefahr von
Knollen- oder Klümpchenbildung, wenn z.B.
Flüssigfarbe direkt mit Bindemittel in Kontakt
kommt.
Die Pigmentdosierung richtet sich natürlich
nach ganz individuellen Vorstellungen, praxisgängige
Dosierungen liegen meist im Bereich von 2
bis 4 %, stets bezogen auf den Bindemittelgehalt.
Für jedes Pigment gibt es einen sog. Farbsättigungspunkt,
damit ist gemeint, daß ab einer bestimmten
Pigmentmenge jede weitere Zugabe nur noch
unbedeutende Farbkraftwirkungen in der Betonmischung
ergibt. Im Bereich der bearbeiteten Betonoberflächen
wird häufig die Farbe des Zementsteins der
des Zuschlags durch eine schwache Pigmentierung
angepaßt, die Größenordnungen liegen hier
im Bereich von 0,1 bis 0,5%, wiederum bezogen
auf den Bindemittelgehalt.
Einfluß der Eigenfarbe des Zementes auf den
Farbton
Nahezu jeder Farbton ist erzielbar, wobei
auch hier betontechnologische Gesetzmäßigkeiten
schlußendlich mitwirken. So bewirken niedrige
w/z-Faktören ein dunkleres und höhere w/z-Faktoren
ein helleres Erscheinungsbild.
Bezugsmöglichkeiten für Pigmente: Entweder
über den Spezialbaustoffhandel, oder Anzeigen
in den bekannten Fachzeitschriften beachten
oder eine Hersteller-Liste anfordern.
Dipl.-Ing. Dipl. Wirtsch.-Ing. Martin Möllmann
aus http://www.dyckerhoff-weiss.de/artikel/art_01.htm
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